Husum, die graue Stadt an der Nordsee, hat sich von ihrer grauen Seite gezeigt. Schon als wir ankamen, nieselte es vom Himmel. Was wir bis dahin aber noch nicht wussten, war, dass dies in etwas das schönste Wetter sein wird, was uns in Husum erwartet. Im Hotel „Altes Zollamt“ wurden wir aber sehr herzlich empfangen und wir konnten das Zimmer schon vor der offiziellen Eincheckzeit beziehen. Das Hotel war nigelnagel neu renoviert. Die Zimmer waren modern eingerichtet und die Deko im Hotel sehr liebevoll auf den ehemaligen Zweck des alten Zollgebäudes ausgerichtet.
Nach dem Bezug des Zimmers machten wir uns gleich auf eine Erkundungstour durch die Stadt. Der Hafen war in zwei Teile unterteilt. Der Binnenhafen war der hinterste Teil der Husumer Au, der Teil der Nordsee, welcher in die Stadt reichte. In diesem Hafen liegen eher kleinere Schiffe und Schiffe, welche fest stationiert sind. Eines dieser Schiffe war die Nordertor. Dieses Schiff wurde zu einem Restaurant umgebaut. Um auf das Schiff zu kommen, mussten wir eine schmale Reling hoch. Die Bedienung war supernett und hat uns auch gleich aufgeklärt, was für Kuchen sie haben und was denn ein Pharisäer sei. Das ist eine lustige Geschichte. Vor gar nicht allzulanger Zeit war in Husum ein Pfarrer tätig, welcher sehr viel von Abstinenz hielt. Die Husummer Bevölkerung hielt davon aber nicht ganz so viel. Um bei der Taufe seiner Tochter trotz Anwesenheit des Pfarrers Alkohol konsumieren zu können, hat ein findiger Husummer die Idee gehabt, den Kaffee mit Rum mit einer Haube Schlagsahne zu vollenden. Dabei gerät der Duft des Schnapses nicht in die Luft und konnte nicht gerochen werden. Der Pfarrer bekam natürlich dann einen Kaffee ohne Rum, aber mit Schlagsahne. Als der Pfarrer während der Feier, wahrscheinlich dem Zustand der Gäste nach, dahintergekommen ist, dass da Schnaps drin ist, soll er ausgerufen haben: „Ihr Pharisäer!“.
Nach einem feinen Stück Kuchen und natürlich einem Pharisäer wollten wir die Stadt weiterauskundschaften. Leider waren aber alle Läden geschlossen und das Wetter lud nicht wirklich dazu ein, durch die Stadt zu flanieren. Daher verschoben wir uns wieder ins Hotel. Am Abend haben wir dann ein Fischrestaurant besucht. Für Andy gabs herrlich feine Matjes Filets nach Hausfrauenart. Für Luana eine Ofenkartoffel mit Sauerrahm.
Das Frühstücksbuffet, welches uns am andern Morgen erwartete, war wunderbar. Es gab sogar Heringssalat, was Andy natürlich probieren musste. Frisch gestärkt machten wir uns nochmals auf den Weg in die Stadt. Wir staunten nicht schlecht, als im Binnenhafen kein Wasser war. Das Niedrigwasser legt den Hafen zweimal täglich „trocken“. Auch die Reling zur Nordertor musste man nun nicht mehr hochgehen, sondern einfach flach geradeaus.
Die Stadt bietete viele kleine Verkaufsläden mit diversten Angeboten. Natürlich mussten wir auch ein Buch von Theodor Storm kaufen, welcher in dieser Stadt geboren wurde, gelebt hat und dann auch gestorben ist.
Wir besuchten auch den Aussenhafen von Husum. Dieser war eher klein, wenn man schon mal den Hafen von Rotterdam oder Hamburg gesehen hat. Aber wesentlich grösser als der Hafen von Basel. Leider war der Nachmittag wieder sehr regnerisch. Und da Husum im Herbst vorallem schöne Wanderungen bot, war das Schlechtwetterprogramm bald mal erschöpft und wir zogen uns ins Hotelzimmer zurück.
Am anderen Tag führte uns die Deutsche Bahn zurück an die Ostsee, nach Kiel. Als wir aus dem Zug gestiegen sind merkten wir gleich, dass wir nach Flensburg, Westerland und Husum wieder in einer richtig grossen Stadt waren. Der Bahnhof war viel grösser und auf den Geleisen stand der eine oder andere ICE. Vor dem Bahnhof war dann auch der Verkehr intensiver. Nach dem Bezug des Hotels machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Zuerst mussten wir unseren Kleiderbestand aufstocken. Nachher war ein Besuch des Hafens an der Reihe. Hier fanden wir unter anderem einer dieser Fähren, welche nach Skandinavien fuhr. Für das Nachtessen begaben wir uns in den Ratskeller. Andy probierte eine der lokalen Spezialitäten, eine Grünkohlplatte. Sehr lecker.
Am folgenden Tag besuchten wir die Holstenstrasse, die älteste Einkaufsstrasse in Deutschland. Nun ja, sehr speziell war das nicht. So hatten wir dann auch das Gefühl, die Stadt gesehen zu haben. Also gingen wir zum Hafen um das maritime Flair noch etwas zu geniessen. Es war ja unser zweitletztern Tag im Norden. Wir marschierten dem Hafenbecken entlang. Irgendwann erreichten wir eine Schleuse. Diese war der Zugang zum Nordsee Ostsee Kanal. Es gab da einen Aussichtspunkt, von welchem aus man das Treiben in der Schleuse beobachten konnte. Später entdeckten wir dann einen Imbiss mit Blick auf die Schleuse. So verbrachten wir einige Zeit damit, den Schiffen beim Durchschleusen zuzuschauen. Zurück in die Stadt gingen wir dann mit dem Bus. Am Abend entdeckten wir ein Burgerlokal. Und zum Abschluss unserer Reise gönnten wir uns dann auch noch einen Cocktail. Luana sogar drei; das Lokal hatte das Angebot, drei kleine Cocktails nach Wahl zum Probieren zu kaufen.
Am anderen Tag fuhren wir mit dem Zug zurück nach Hamburg. Wir stellten unser Gepäck in ein Schliessfach und machten uns auf den Weg in die Stadt. Wir hatten den Tipp bekommen, dass man gratis die Elbphilharmonie beusuchen kann, jedenfalls die Terasse. Nach diesem wunderbar schönen Ausblick hatten wir Durst. Als wir letztes Mal in Hamburg waren, entdeckten wir ein kleines Cafe. Wir erinnerten uns beide daran und Luana wusste sogar noch, wo es zu finden ist. Es heisst „Die Herren Köstlich“ und liegt gleich beim Baumwall. Wir assen auch dieses Mal feinen Kuchen.
Gestärkt konnten wir nun die Zeit verbringen, bis der Nachtzug fahren würde. Vom Baumwall aus spazierten wir in die Speicherstadt und die Hafencity, wo wir uns wirklich viel Zeit liessen. Irgendwann mal waren wir beim Hauptbahnhof, wo es dann schon Zeit war für das Nachtessen. Leider fuhr der Zug aber immer noch nicht und wir schlugen die Zeit mit einem Mc Flury und dem Beobachten der Züge tot. Doch immer noch verwundert nahmen wir die Verspätungen der einzelnen Züge, zum Teil mit mehreren Stunden wahr. Irgenwann war es dann aber doch Zeit, unser Gepäck zu holen und uns zur Bahnsteigkannte zu begeben.
Da stand auch schon ein Nachtzug. Leider nicht der unsrige, sondern einer, der nach Wien fuhr. Auf der Infotafel stand auch, dass dieser noch einen Anschlusszug abwarten musste. Nun gut, kann ja nicht allzu lange dauern. Dann die Meldung, dass aufgrund betriebsfremder Personen im Gleis der Bahnbetrieb unterbrochen ist, und vorerst kein Zug fahren würde. Toll. Das heisst, dass auch der Zug nach Wien nicht ausfahren konnte, und dann unser Zug nicht einfahren würde. Das war der Moment, als Andy den Rucksack auf den Boden stellte. Während der Wartezeit konnten wir aber interessante Tätigkeiten beobachten. Zum einen der volle Zug nach Bremen, in welchen sich die Leute drängten wie in die U-Bahn in Japan. Dann der Zug mit den SBB Wagons aus der Schweiz. Irgendwann wurde der Betrieb dann wieder aufgenommen und unser Zug fuhr ein und wir bezogen unser Zimmer für diese Nacht. Schon bald verliess der Zug den Bahnhof und wir tranken den Prosecco, welcher für uns bereitgestellt wurde. Da es draussen dunkel war und man nichts sehen konnte. Gingen wir schon früh ins Bett. Der Schlaf war sehr unruhig, aber dafür würden wir am Morgen wieder in der Schweiz sein. Am Morgen brachte man uns das Frühstück und bald darauf trafen wir mit ca 1 Stunde Verspätung in Basel ein.
Es waren wunderschöne Ferien, und wir haben nun das Gefühl, den Norden von Deutschland gesehen zu haben. Wir sind nun gespannt, wo uns die nächste Reise hinbringen wird…